Prof. Dr. Hans Belting

 

Prof. Dr. Hans Belting

 

 

 

 

Hans Belting (c'est moi), berufen an die Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe seit deren Gründung (1992), lehrt gleichzeitig als (unbezahlter) Honorarprofessor an der Universität Heidelberg, mit welcher eine Kooperationsvereinbahrung besteht. In regelmäßigem Turnus gibt er Seminare als Visiting Professor an der Columbia University
in New York, mit welcher eine ähnliche Vereinbarung angestrebt wird. In Karlsruhe
lehrt er Kunstgeschichte (ja) und hat sogar schon zwei Kunsthistoriker (wen sonst?) promoviert. Zweimal war er Meyer-Schapiro-Professor an der Columbia University, einmal Gastprofessor in Harvard. Bevor er nach Karlsruhe aufbrach, lehrte er Kunstgeschichte an der Universität München. Als Fellow des Wissenschafts-Kollegs in Berlin
(1994-1995) arbeitete er an seinem neuen Buch, das im nächsten Jahr erscheinen soll, eine Archäologie der Moderne unter dem Titel: "Das unsichtbare Meisterwerk. Mythen der Kunst in zwei Jahrhunderten der Moderne".

In der Berliner Zeit wurde mein (sein) Interesse an der Bedeutung anderer Kulturen geweckt. Schon 1993 regte eine Installation des gebürtigen Koreaners Jai-Young Park ein Podiumsgespräch mit Boris Groys an, das unter dem Titel "Der Ort der Bilder". Die Kulturen verlieren ihren festen geographischen Ort und leben als Bilder in den Bewohnern einer globalen Welt fort. Im Oktober 1996 widmete sich diesem Thema ein internationaler Workshop am Haus der Kulturen der Welt in Berlin. Die Beiträge von Philosophen und Kunstkritkern u.a. aus Peking, Kyoto und Seoul galten einer erweiterten Moderne, deren Bilder sich mit Traditionen lokaler Kulturen füllen. Der Dialog entzündete sich an einer neuen Installation Parks (s.o.), die diesmal ein Reisfeld in Korea als Symbol einer anderen Kultur präsentierte. Der Workshop wird von Lydia Haustein und mir demnächst im Beck Verlag in München unter dem Titel "Das Erbe der Bilder. Kunst und Medien in den Kulturen der Welt" veröffentlicht. In meinem eigenen Text "Der Ort der Bilder" erkläre ich denn auch, was ich unter einem Ort der Bilder verstehe. Bei dem Workshop in Berlin haben keine Kunsthistoriker der Stadt (es gibt ihrer viele) den Vortrag gehört: im November kann man aber den Vortrag übrigens in Hamburg (7. November) bei dem Kongreß "Video. Ergo Sum" und in München (26. November) an der Akademie der bildenden Kunst hören.

Dieses Thema der Zukunft löst Fragen nach dem global village aus, das heute zu einem billigen Klischee geraten ist. Der moderne Universalismus unter westlicher Führung kehrt in dieser technologiegläubigen Variante, welche jeden kulturell geprägten Umgang mit heutigen Medien leugnet, noch einmal zurück. Die Kunstszene wird davon auf ihre Weise berührt, weshalb ich in der Zeitschrift Neue Bildende Kunst dazu in dem Essay "Eine globale Kunstszene? Marco Polo und die anderen Kulturen" Stellung genommen habe. Auch die Rolle des Museums steht in einer Welt, in der sich der eingefahrene Dualismus von Kunst und Ethnologie auflöst, neu zur Debatte. Ich habe über dieses Thema mit dem freundlichen Anthropologen Mamadou Diawara aus Mali einen Dialog begonnen, der sich im nächsten Jahr in einer Gastprofessur von Herrn Diawara in Karlsruhe fortsetzen wird. Im Jahrbuch des Wissenschafts-Kollegs in Berlin (Jahrgang 1994/95) findet man zwei aufeinander bezogene Essays, unter denen mein eigener Text den Titel "Die Ausstellung von Kulturen" und der seinige den Titel trägt "Les cimetieres des hautels". Professor Mamadou, der derzeit ein Forschungsinstitut in Mali aufbaut, war auch Gast meines Seminars über Medien-Anthropologie , das ich im März 1995 als ersten Probelauf an der Columbia University gehalten habe. Mit der Marokkanerin Fatema Mernissi, einer islamischen Soziologin und Romanautorin, besteht ein ähnliches Projekt.

Meine Stellungnahme zum Fach Kunstgeschichte kann am besten in dem kleinen Buch eingesehen werden, welches ich unter dem gleichen Titel, aber ohne Fragezeichen und mit anderem Text 1995 noch einmal veröffentlichte: "Das Ende der Kunstgeschichte. Eine Revision nach zehn Jahren". Die Schrift hat eine Reaktion erfahren in der Streitschrift, die zwei Kunsthistorikerinnen mit einem internationalem Team von Autoren herausgegeben haben: Annemarie Bonnet und Gabriele Kopp-Schmidt, Ansichten zu Kunst und Kunstgeschichte heute, München 1995. Daß das "Ende der Kunstgeschichte" nicht mit einem Ende der Kunst verwechselt werden darf, konnte man am 3. Oktober 1997, wenn man es denn noch erfahren wollte, in einem Text der ZEIT nachlesen, in dem ich mich auch mit dem Philosophen Arthur Danto auseinandersetze: Die Ungeduld mit dem Ende. Über zeitgemäße Ideen und zeitgenössische Kunstpraktiken.

Was die Medienanthropologie betrifft, so kann man meine Vorstellungen, die ich verstärkt in die Lehre in Karlsruhe einbringen werde, in einem Text über Bild und Tod kennenlernen, den Constantin von Barloewen in dem Band "Der Tod in den Kulturen und Religionen der Welt" (München 1996) herausgegeben hat. Weiteres dazu wird in einem Vortrag gesagt werden, den ich Ende November 1997 am Einsteinforum in Berlin halten werde: "Unscharfe Bilder. Das Bild und seine Medien aus anthropologischer Sicht". Das Symposium "Was ist ein Bild?" wird von Dietmar Kamper und mir gemeinsam veranstaltet.

Zu dem oben erwähnten Buch über "Das unsichtbare Meisterwerk" wird es im Dezemberheft der Zeitschrift DU einen Vorabdruck geben mit dem Balzac-Kapitel. Andere Teile kann man von mir als Vorlesung hören, die vierzehntägig am Dienstag um 18 Uhr im Kunsthistorischen Institut der Universität Heidelberg gehalten wird.

Und wo bleibt die sogenannte Medienkunst, wird der Leser fragen. Da gibt es Einschlägiges in mehreren Texte, z.B. in meinem Text "Gary Hill und das Alphabet der Bilder", der in einem Gary Hill gewidmeten Band von Theodora Vischer im Cantz-Verlag erschienen ist.

Mit freundlicher Genehmigung des Sekretariats von Professor Dr. Belting

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 01.06.2011
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