DFG-Projekt: Stadt im Bild: Die Ausformung eines städtischen Selbstbildes in der Augsburger Buchillustration zwischen Spätmittelalter und Früher Neuzeit

 

Leitung: Prof. Dr. Lieselotte E. Saurma
Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Dr. Zita Ágota Pataki

 

Als Teil eines größeren Projektes zur Augsburger Buchmalerei
des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit stehen Augsburger Handschriften und Inkunabeln des 15. Jahrhunderts im Zentrum der Studie. Untersucht werden die Stadtchronik und der Alexanderroman, die über mehrere Generationen sowohl in Handschriften als auch in frühen Drucken überliefert sind. Im Mittelpunkt der Arbeit wird die Frage nach dem Bild der Stadt und ihrer Wahrnehmung durch die Bewohner vor dem Horizont eines humanistisch geprägten Selbstverständnisses stehen. Maßgeblich wird hierbei eine kulturwissenschaftliche Herangehensweise sein, wobei ein Schwerpunkt auf rezeptionsästhetische und medienwissenschaftliche Untersuchungen gelegt wird.

Mythische Ableitungen vom Entstehen und Werden der Stadt Augsburg sind in den Augsburger Chroniken und Romanen entwickelt worden und stellen eine frühe Kulturanthropologie dar. Die Entwicklung menschlicher Kultur vom Windschirm bis zum städtischen Symbol etwa des Perlachturms werden in den Texten und Bildern als Stationen augsburgischer Geschichte behandelt. Die Illustrationen werden hierbei zwar neu geschaffen, entsprechen aber zugleich einem relativ fixierten Referenzsystem christlicher und profaner Ikonographie. Die Studie soll sich vor allem dem Verhältnis zwischen Bild und Text widmen: Referenzsysteme der Bilder und ihre Kontextualisierung sollen mit den von den Texten vermittelten Vorstellungen abgeglichen werden. Eine zentrale Bedeutung wird dabei der Frage zukommen, welche Bezugssysteme der traditionellen Ikonographie - etwa des höfischen Romans - angesprochen werden und in wie weit auf eine eigene visuelle Tradition rekurriert wird, oder wie, im Gegenteil, durch Aneignung "fremder" Konventionen - infolge der Antikenrezeption - eine neue Wahrnehmung einsetzt. Die Verquickung dieser Ikonographien ist offenbar mit dem Streben verbunden, sich einerseits mit antiken Errungenschaften zu messen und andererseits die eigenen Traditionen in einem "paragonalen" Vergleich besonders hervorzuheben. Die Untersuchung wird einen Beitrag zur Entstehung eines städtischen Selbst-Bildes am Abend des Mittelalters und zu Beginn einer neuen Zeit leisten.

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 01.07.2009
zum Seitenanfang/up